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DRK Erziehungs- und Familienberatungsstelle Pirna

Was können wir Eltern tun, damit wir nicht endgültig die Nerven verlieren und in solchen Situationen etwas tun, was wir später bereuen?

Herr Müller ist seit Dezember in Kurzarbeit, seine Frau hat einen Zusatzjob im Supermarkt angenommen, damit sie finanziell um die Runden kommen. Wenn sie abends spät nach Hause kommt, ist sie nur noch k.o. Dann sind da noch die Kinder. Lea, die Kleine, geht normalerweise in die Kita. Notbetreuung trifft für sie nicht zu, so ist sie zu Hause. Leon macht seine Schulaufgaben im Großen und Ganzen allein, aber es gibt trotzdem immer wieder Streit deshalb. Es gibt insgesamt gerade viel Streit in der Familie. Die Eltern wissen nicht, was sie zuerst tun sollen und die Kinder langweilen sich oder wollen nicht das tun, was sie gerade tun sollen. In der Wohnung können Sie sich alle kaum aus dem Weg gehen, die Eltern haben kaum Zeit miteinander oder für sich und sind mit den Nerven am Ende. Dazu kommt die Unsicherheit, wie lange das alles noch geht und die finanziellen Sorgen. Das, was sonst in schwierigen Zeiten geholfen hat, Frau Müllers regelmäßige Treffen mit Freundinnen oder Herr Müllers Tätigkeit als Fußballtrainer, Leons Treffen bei der Freiwilligen Feuerwehr, all das geht gerade nicht. Die Situation ist, wie in vielen Familien sehr angespannt. Und wenn dann Lea noch die gute Blumenvase vom Tisch reißt oder Leon die Matheaufgaben strikt verweigert, dann...

Solche und ähnliche Situation werden uns gerade häufig von Eltern in der Familienberatung geschildert.

Und dann kommt die Frage, was können wir Eltern tun, damit wir nicht endgültig die Nerven verlieren und in solchen Situationen etwas tun, was wir später bereuen?

Hier ist ein „Stopp“ für sich selbst wichtig. Halten Sie inne, gehen Sie einen Schritt zurück und atmen Sie tief durch. Wenn Sie das geschafft haben, haben Sie schon viel erreicht. Machen Sie sich deutlich, dass Sie die Gesamtsituation gerade nicht ändern können. Es ist wie es ist. Die Kinder anschreien oder sie verletzen, macht die Situation nur schlimmer. So schaffen Sie es, nicht weiter auszurasten. Tun Sie nun erstmal etwas, was Sie ablenkt, um sich zu beruhigen: sich eine kurze Auszeit vom Kind verschaffen und zum Beispiel ins Badezimmer gehen (Voraussetzung: das Kind ist so lange in Sicherheit; wenn nicht, vorher sichere Bedingungen für das Kind schaffen), sich mit einer alltäglichen Aufgabe ablenken wie Geschirr aus dem Spüler räumen, laute Musik (mit Kopfhörern) hören, ein Lied singen, sich bewegen: Kniebeugen, Liegestütze, Stresshocke (mit geradem Rücken an die Wand lehnen, mit Oberkörper nach unten rutschen - so als würde man sich auf einen Stuhl setzten, Sitzposition halten), einen Zettel mit hilfreichen Gedanken und Ideen lesen (vorher vorbereiten!), z. B.: »Ich tue, was ich kann und gebe mein Bestes. Ich werde das schaffen!«, jemanden anrufen, sich Luft verschaffen (Termine/Aufgaben verschieben, sich Zeit nehmen). Danach gibt es die Möglichkeit zu überlegen, was eigentlich zur Eskalation geführt hat und vielleicht können Sie dann auch mit Ihren Kindern oder Ihrem Partner nach einem Kompromiss suchen.

Was können wir aber schon vorher tun, damit es nicht erst eskaliert?

Machen Sie gemeinsam mit Ihren Kindern einen Tagesplan, der für alle gut sichtbar aufgehängt wird. Legen Sie darin fest, wann z. B. Aufsteh- und Essenszeiten sind und wann Zeit für die Hausaufgaben oder Spielzeit. Gehen Sie am Morgen gemeinsam den Plan durch. Überlegen Sie dabei, was an diesem Tag gemeinsam machen, z.B. Spiele. Planen Sie auch Zeiten ein, an denen jeder etwas allein für sich macht, z.B. dass die Kinder ein Hörspiel hören und Sie in der Zeit in Ruhe einen Kaffee trinken. Es sollte ruhige Zeiten aber auch Tobezeiten oder Zeiten fürs Rausgehen geben. Auch wenn das erstmal viel Planung erfordert, kann es gut im Alltag helfen, da jeder weiß, was wann dran ist.

Natürlich kann es auch mit Tagesplan Momente geben, in denen die Belastungsgrenze erreicht wird. Dafür können Sie mit Ihren Kindern ein Timeout-Zeichen verabreden. Erklären Sie Ihren Kindern in einem ruhigen Moment, dass bei Ihnen manchmal ein Gewitter aufzieht und ihre Gefühle dann ganz heftig durcheinanderwirbeln. Wenn Sie dann das Timeout-Zeichen machen, heißt das, dass Sie eine kurze Zeit für sich brauchen.

Was Sie noch tun können? Sie können sich direkt an die Familienberatungsstelle wenden, bevor es eskaliert. Wir hören Ihnen zu und suchen mit Ihnen gemeinsam Wege in dieser schwierigen Zeit.

Die Erziehungs- und Familienberatungsstelle des DRK Kreisverband Pirna e.V. hat sich mit ihrem Angebot auf die aktuelle Situation eingestellt. Auch wenn momentan Beratungen im direkten Kontakt nur in Ausnahmefällen möglich sind, sind die Mitarbeiterinnen für Ratsuchende da, für einmalige Gespräche oder mehrere Termine, telefonisch, per Mail oder auch per Videochat.

Kontakt und Informationen unter:

Erziehungs- und Familienberatungsstelle
Lange Str. 38a in Pirna
Tel: 03501 5721719, -20, 21
Mail: beratungsstelle@drkpirna.de